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USA-Einreise: Wie Künstliche Intelligenz Touristen überwacht

USA-Einreise: Wie Künstliche Intelligenz Touristen überwachtWie die USA Touristen mit KI durchleuchtenReisende berichten von Social Media Scans, wenn sie in die USA einreisen wollen.Quelle: Haensel/RND , Foto: IMAGO/P. NemenzSeit dem Amtsantritt von Donald Trump mehren sich die Schreckensmeldungen zu Einreisen in die USA. Nun wird bekannt: Wer ins Land kommt oder nicht, entscheiden nicht nur Grenzbeamte. Im Einsatz sind auch KI-Systeme, die Touristen umfassend durchleuchten. Im Fokus stehen nicht zuletzt Social-Media-Posts.Wer seit dem Amtsantritt von Donald Trump eine Urlaubsreise in die USA geplant hat, dürfte inzwischen mit einem mulmigen Gefühl ins Flugzeug steigen. Es mehren sich die Schreckensmeldungen von Touristinnen und Touristen, die an der Grenze abgewiesen werden – oder sogar tagelang in Abschiebehaft landen. Auch deutsche Reisende traf die verschärfte Einreisepolitik Trumps bereits.Das Auswärtige Amt hatte zuletzt seine Reisehinweise für die USA angepasst. Sie stellen nun klar: Selbst kleinste Vergehen oder Falschangaben zum Einreisegrund können zur „Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung” führen. Schon vor Trump galt: Ein Touristenvisum garantiert die Einreise in die USA nicht. Das letzte Wort hat stets der Grenzbeamte – und der muss seine Entscheidung nicht einmal begründen.Was allerdings bislang weniger bekannt war: Die Entscheidung, wer ins Land darf und wer nicht, basiert nicht nur auf dem menschlichen Ermessen der Beamtinnen und Beamten. Inzwischen haben die USA zahlreiche Systeme im Einsatz, die Einreisende mit Hilfe Künstlicher Intelligenz analysieren. Haben sie genug Daten zusammengetragen, geben sie Entscheidungshilfen in Echtzeit.KI durchsucht Social-Media-PostingsWie das Tech-Magazin „404 Media“ berichtet, hat der US-amerikanische Zoll- und Grenzschutz in den vergangenen Jahren Software im Wert von mehreren Millionen Dollar eingekauft, um Reisende besser durchleuchten zu können. Das geht zum Teil aus Dokumenten hervor, die die Behörde im April selbst veröffentlicht hatte, aber auch aus Marketingmaterial der beteiligten Softwarefirmen.Ein Haupteinsatzzweck ist dabei offenbar das Zusammenfassen und Analysieren von Informationen, die sich über Personen frei im Internet finden lassen. Also: Textbeiträge auf Social-Media-Plattformen, Fotos und Videos, aber auch Blog- und Foreneinträge.Ein Programm hört auf den Namen Fivecast Onyx und analysiert laut CBP „öffentlich zugängliche, internetbasierte Inhalte“ von Personen „nahezu in Echtzeit“. Zudem hilft die Software dabei, die Infos schnell zu organisieren, „um Analysen zu erleichtern und Risiken und Bedrohungen aufzudecken“. Auf der Website des Unternehmens heißt es, Onyx kombiniere „erweiterte Datenerfassung und KI-gestützte Analysen, um schnell relevante Personen zu identifizieren“. Auch soll die Software riskante Objekte auf Bildern und in Videos erkennen, ebenso wie Logos und „riskante” Schlüsselwörter und Phrasen in Internetbeiträgen. Aber mehr noch: Onyx beherrscht angeblich auch die Möglichkeit, aus all diesen Informationen Stimmungen und Emotionen von Einreisenden abzuleiten.Was genau gilt als kritischer Post?Ein anderes Tool, das die Behörde im Einsatz hat, hört auf den Namen Dataminr . Laut dem Unternehmen ermöglicht es die „Suche, Erfassung und Analyse öffentlich verfügbarer Informationen über eine einzige Benutzeroberfläche und erleichtert so die Erfassung von Informationen über Personen, Orte und Dinge auf Social-Media-Plattformen sowie allgemeiner Informationen im Surface Web, Deep Web und Dark Web.“Was genau die Software als kritischen Inhalt definiert, machen allerdings weder die KI-Firmen noch die US-amerikanische Grenzbehörde transparent. Geht es hier nur um Beiträge, die etwa Terrorismus oder andere Straftaten verherrlichen? Oder könnte inzwischen womöglich schon ein süffisanter Facebook-Post über Donald Trump ausreichen? Fälle aus den vergangenen Wochen lassen dies zumindest für möglich erscheinen. Eingekauft wurden die KI-Systeme allerdings schon lange vor Trumps Amtseintritt. „404 Media“ hatte erstmals im August 2023 über einige Tools berichtet.Unklar ist auch, wie treffsicher die Software tatsächlich ist – und was passiert, wenn sie sich irrt. Patrick Toomey von der Menschenrechtsorganisation ACLU hatte insbesondere die Funktion der angeblichen Gefühlserkennung schon damals gegenüber dem Magazin als „Junk Science“ bezeichnet. Also: als unseriöse „Müll-Wissenschaften“.Nur noch mit Wegwerfhandy in die USA?Eine Urlaubsreise in die USA wird immer mehr zur Zitterpartie. Nun mehren sich die Warnungen, dass auch die Smartphones und Laptops von Reisenden kontrolliert werden könnten. Wie sollte man seine Geräte darauf vorbereiten? Und welche Maßnahmen sollte man besser unterlassen?Gesichtserkennung und KörperscannerDie Grenzschutzbehörde setzt Künstliche Intelligenz aber nicht nur zur Überprüfung von Social-Media-Postings ein. In der offiziellen Auflistung der CBP finden sich 31 KI-Anwendungen, die bereits im Einsatz sind – darunter auch solche zur Identitätsprüfung von Reisenden. So wird etwa Gesichtserkennungssoftware aufgeführt. Ein anderes Modell ziehe „verschiedene Aspekte“ der Passagierinformationen heran, um Personen für eine weitere Überprüfung „zu priorisieren“. Und dann gibt es noch ein Modell, das laut CBP „fortschrittliche Technologie“ einsetzt, „um potenzielle Risiken bei Passagierübergängen zu identifizieren“.Eine KI-Software testet nach Angaben der CBP mögliche Anomalien beim Reisepass. Auch ein intelligenter Körperscanner wird aufgeführt. Dieser verwendet einen Algorithmus zur Erkennung von Anomalien bei der Körperwärme und soll Beamtinnen und Beamten beim Aufspüren versteckter Waffen und Schmugglerware behilflich sein.Andere KI-Tools betreffen Reisende an Flughäfen nicht unmittelbar, sichern aber die USA-Grenzen anderweitig ab. So setzt der US-Grenzschutz etwa auf autonome Sensortürme, die Menschen entlang der Außengrenzen erkennen sollen, sowie Unterwasserdrohnen in Grenzflüssen. Zuletzt war bekannt geworden, dass auch der Tech-Gigant Google die Trump-Administration beim Einsatz von KI an der mexikanischen Grenze unterstützt.Millionendeal mit PalantirÜberraschend ist der Einsatz solcher Systeme nicht – zumal die Vereinigten Staaten Künstliche Intelligenz nicht nur zur Überprüfung von Reisenden einsetzen. Erst Anfang April hatte US-Einwanderungsbehörde bekannt gegeben, dass man künftig Social-Media-Inhalte von ausländischen Mitbürgern auf antisemitische Inhalte überprüfen werde. Werden verdächtige Postings gefunden, kann sich das auf den Aufenthaltsstatus auswirken. Betroffen sind etwa ausländische Studierende und Ausländer, die in Bildungseinrichtungen arbeiten.Die US-Einwanderungsbehörde hat derweil einen 30-Millionen-Dollar-Vertrag mit dem Datenanalyse-Unternehmen Palantir unterzeichnet. Laut „Business Insider“ soll ein Programm die Behörde bei den unter Trump verschärften Durchsuchungen und Festnahmen unterstützen. Die Software fasst Informationen aus verschiedenen Regierungsdatenbanken zusammen, um Menschen aufzuspüren, die ihrer Ansicht nach die Einwanderungsregeln verletzen. Dazu gehört auch der Datenaustausch mit der Zoll- und Grenzschutzbehörde zur Überwachung und Beschlagnahmung.Palantir, das vom Trump-nahen Tech-Milliardär Peter Thiel gegründet wurde, stand zuletzt auch in Deutschland in der Kritik: Hier könnte die Software künftig bundesweit die Polizei bei der Ermittlungsarbeit unterstützen und dafür die Daten von Millionen Bundesbürgerinnen und -bürgern verwenden. In drei Bundesländern ist die Software bereits im Einsatz.Mehr zum ThemaMeta AI: Jetzt kommt der Rechtsruck für den Whatsapp-ChatbotDeutschlands KI-Branche: Zwischen Aufbruchsstimmung und ZukunftsangstDurchleuchtet US-Software bald Millionen deutsche Bürger?Jetzt noch schnell Posts löschen?Die neuesten Meldungen zum Einsatz von KI belegen einmal mehr: Die Privatsphäre von Reisenden spielt an der US-Grenze im Zweifelsfall keine Rolle. Zuletzt nahmen die Warnungen zu, dass US-Grenzbeamte auch die Mobiltelefone von Touristinnen und Touristen bei der Einreise kontrollieren könnten. Kanada hat dieses Szenario inzwischen explizit in seine Reisehinweise für die USA aufgenommen.Während man derartigen Kontrollen noch selbst vorbeugen könnte – etwa indem man sensible Daten oder regierungskritische Beiträge von seinem Telefon löscht – wird es bei Informationen, die frei im Internet zu finden sind, schwieriger. Möglich wäre theoretisch, Postings zu löschen oder die eigenen Social-Media-Kanäle zeitweise auf privat zu stellen. Unklar ist aber, ob die KI-Software die Beträge nicht schon längst abgegriffen hat. Außerdem könnte die Software auch öffentliche Beiträge finden – etwa in Facebook-Gruppen, Youtube-Kommentarspalten oder Reddit-Foren – an die sich Reisende schon gar nicht mehr erinnern können.Viele Reisende dürften angesichts der Praktiken wohl eher eine andere Entscheidung treffen – nämlich den USA-Urlaub gänzlich zu streichen. Die Touristenzahlen für die USA waren zuletzt massiv eingebrochen.

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