Kleinstadt in Portugal: Auf den Spuren der Keramik von Rafael Bordallo Pinheiro
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Portugal: Auf den Spuren der Keramik von Rafael Bordallo PinheiroPortugal: Auf den Spuren der Keramik von Rafael Bordallo PinheiroKleinstadt in Portugal Auf den Spuren der Keramik von Rafael Bordallo PinheiroCaldas da Rainha · Im portugiesischen Caldas da Rainha kann man Keramik auf Schritt und Tritt erleben. Der Künstler Rafael Bordallo Pinheiro ist unsterblich.•
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Der Kohlkopf ist bei Künstler Rafael Bordallo Pinheiro wiederkehrend.•
Die alte Bäuerin auf dem Marktplatz von Caldas da Rainha wiegt einen dicken Kohlkopf im Arm, den sie am Morgen in ihrem Garten geerntet hat. Taufrisch ist er. Fast glänzen noch die Tautropfen auf seinen gekräuselten Blättern. Schöner kann auch kein Kunstwerk von Rafael Bordallo Pinheiro sein, dem berühmtesten Keramiker der Kleinstadt, dessen gigantisches Steinzeug Hauswände, Brunnen und Straßen ziert. Ein riesiges Kohlblatt nach seinem Entwurf schmückt eines der umstehenden Häuser. Doch das ist nur der Anfang.Wer an Portugal denkt, ruft gleich aus: Aaah, Lissabon! Aber Caldas da Rainha, nur eine Stunde nördlich davon, kennt kaum jemand. Das im Centro der Republik und nicht weit vom Meer im Westen der Iberischen Halbinsel gelegene Städtchen mit gerade mal 50.000 Einwohnern ist zwar keine flirrende Landeshauptstadt, aber für Portugal dennoch das wichtigste Zentrum für Geschichte und Gegenwart, was die Fertigung von Keramiken betrifft. In Caldas kann man kaum einen Schritt tun, ohne zu staunen.Anreise mit diversen Fluglinien nach Lissabon, dann mit dem Auto, Zug oder Bus nach Caldas da ReinhaÜbernachten Hotel 19Tile, Doppelzimmer ab 100 Euro inklusive Frühstück,www.19tile.ptKeramik-Museum Museu da Cerâmica, Ausstellung mit Bordallo Pinheiros Originalen, Besuche nach Anmeldung im Shop der alten Manufaktur gegenüber: Telefon +351 262 880 568Mehr Informationenwww.centerofportugal.comCaldas da Rainha heißt übersetzt „die Thermen der Königin“. Hier ließ im 15. Jahrhundert Eleonore, die Frau von Portugals 13. König Johann II. eine Badeanstalt und ein Thermalkrankenhaus bauen, nachdem auf ihrem Weg nach Batalha in warmen und sumpfigen Wasser der weiten Landschaft Badende ihr von dessen Heilkraft erzählt hatten. Der alte Kern von Caldas ist noch lebendig. Aber heute kann man in zeitgemäßen Thermen baden, aber im selben Haus auch das alte Bad von Königin Leonor besichtigen.Caldas da Rainha ist eine Reise wert. Eine sympathische Stadt mit Cafés, Restaurants, Töpfereiläden und Ateliers. Man kann sie zu Fuß erobern, vorbei an historischen Brunnen und unzähligen Jugendstilhäusern, die mit keramischen Fliesen geschmückt sind. Smaragdgrün ist die Farbe von Caldas. „Caldas Grün“ sagen darum die Kenner. Cabbage- oder Kohlgrün würde auch passen, wenn man an Bordallo Pinheiro denkt, den berühmtesten Keramiker der Stadt.Besonderer Hingucker: Bunte Regenschirme schweben scheinbar über einer Straße im portugiesischen Caldas da Rainha.Weltweit bekannt und auch bei uns sind seine wie aus Kohlblättern gebrannten Teller und Gefäße. Immer wieder billig kopiert, entstehen die Originale seit nunmehr 140 Jahren allerdings nur in der Manufaktur Bordallo Pinheiro am Stadtrand von Caldas.Am besten, man macht erstmal einen Spaziergang zum Ursprung des Ortes, wo Caldas seinen Anfang nahm. Vorbei am eindrucksvollen zeitgenössischen Brunnenkunstwerk aus lauter Keramikscherben „Giardin d‘Agua“ von José Ferreira geht es hinab zur Kirche Nossa Senhora do Pópolo mit ihren prachtvollen Azulejos aus dem 17. Jahrhundert. Das historische Bad von Leonor kann im Hospital Thermal besichtigt werden, und wer will, macht einen Badetermin in einer der modernen Wannen für die nächsten Tage.Dann taucht man ein in den romantischen Park Dom Carlos I. mit seinen Wassern, exotischen Pflanzen und umher stolzierenden Pfauen. Einst promenierte hier die im ehemaligen Thermalkrankenhaus auf Genesung hoffende Oberschicht des Landes. Heute harren die schmalbrüstigen ein wenig märchenhaft und mürbe anmutenden Häuser ihrer Wiederauferstehung als Luxushotel.An See und Springbrunnen vorbei, befindet man sich schon auf Bordallo Pinheiros Spuren, dessen kleine Äffchen aus Keramik in den Baumkronen schaukeln. Bordallo Pinheiro, bekannt für seine humoristischen und ironischen Kunststücke, ist bis heute beileibe nicht der einzige Kunsthandwerker seiner Stadt, aber er ist der berühmteste und eine Art Bestseller der Stadt.Aus Lissabon kommend, ließ er sich 1885 in Caldas nieder, gründete seine eigene Manufaktur und war schnell einzigartig. Caldas entwickelte sich damals zur Keramikhochburg wegen der umliegenden Tonerdevorkommen. Wer die ansteigende Straße neben dem Hospital hinaufsteigt, erreicht linkerhand Bordallo Pinheiros alte Keramikmanufaktur, die heute als Shop für das moderne Nachfolgeunternehmen dient und gleich einen guten Überblick über allerhand Kuriositäten, aber auch extravagante keramische Schönheiten bietet.Im Hof plätschert ein Brunnen mit historischen Fliesen, in dem ein blasser Koi und eine Schildkröte ihre Runden drehen, immer bewacht von des alten Meisters Hand geformter Froschfamilie. Eine Treppe führt hinauf zu seinem letzten Wohnhaus, das leider recht heruntergekommen einer gründlichen Renovierung harrt. Überall sind alte originale Keramiken an den Wänden, und in einem der Fenster ruht ein gigantischer roter Hummer mit einer zerbrochenen Schere.Wer jetzt noch nicht eingekauft hat im Laden, der meldet sich dort am besten gleich für einen Besuch im Keramikmuseum an. Nur ein Katzensprung, dann steht man in einem Park voller tropischer Pflanzen, tröpfelnder Brunnen und moosiger Kunstwerke. Der Palazzo war einst das Sommerhaus des Barons von Sacavém und wurde in den 1890er-Jahren gebaut. Seit 1983 ist es ein Keramikmuseum.Außen voller blauer Azulejos birgt es drinnen eine Sammlung wahrhaft fantastischer Originale Bordallo Pinheiros. Total verrückt anzusehen und doch viel zu schön, um sie Kitsch zu nennen. Hund, Katze, Fische, Trauben, egal was, Bordallo Pinheiro brachte alles auf Teller und Vasen oder stellte seine Motive als Skulptur zur Schau.Wer mal eine Pause braucht, kann das im Central, dem ältesten Café der Stadt am Marktplatz, machen, um dann der Route Bordallo Pinheiro zu folgen. Überlebensgroße Menschenfiguren aus dem portugiesischen Alltagsleben auf dem Trottoir, eine Schnecke an einer Hauswand, Pilze auf einer Empore, eine Eidechse am Mauerwerk und vieles andere mehr. Alles Keramik. Die Stadt ist ein Museum unter freiem Himmel. Vor dem Bahnhof auch noch ein Brunnen Bordallo Pinheiros mit einer Schar Frösche.Aber auch Arbeiten lebender Keramiker kann man anschauen, wie am zentralen Busbahnhof, wo Elsa Rebelo Gebrauchskeramik in einer Art Petersburger Hängung dicht an dicht angebracht hat. Dazu die kleinen Antiquitäten- und Trödelläden, wo man mit etwas Glück noch ein Original aus alter Zeit finden kann. Aber nicht nur Keramikfreunde werden ihren Spaß haben in Caldas da Rainha. Es gibt einige Museen, und im Restaurant Real Balcoa 5 kann man fein und modern portugiesisch essen und trinken.Auf jeden Fall sollte man einen Ausflug nach Foz de Arelho machen. Das dauert gerade mal ein Viertelstündchen mit dem Bus oder dem Auto. An den fragilen, sandigen Klippen am Atlantik hat die deutsche Landschaftsarchitektin Maria Schilling einen 800 Meter langen Holzsteg gelegt. Steht man dort oder sitzt auf einer der Bänke und lässt sich vom Wind durchpusten, sieht man rechts bei klarer Luft Nazaré. Das ist für seine Riesenwellen berühmt und zieht Surfer aus aller Welt an.Links, im Dunst des aufschäumenden Meeres, erscheint fern die Hafenstadt Peniche auf der Spitze einer Halbinsel. Auf dem Weg dorthin dehnt sich eine Lagune mit weißem Sand am wilden Meer. Foz de Arelho heißt Mündung des Arelho. Das vom Meer abgetrennte flache Gewässer ist Spielplatz für Kinder und erste Surfversuche. Ein beschaulicher Ort außerhalb der Ferien.Die tiefer im Land liegende Lagune von Obidos gehört sowohl zur Gemeinde Obidos als auch zu Caldas da Rainha und ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet mit vielen Vögeln, wie Stockenten, Kormoranen oder Bachstelzen. Caldas da Rainha ist Stadt und Meer. Wenn die Sonne untergeht, spiegelt sich der rosafarbene Himmel in den Wassern. Stille kehrt ein. Nur die leisen Rufe der Kibitze und Zwergmöwen sind noch zu hören.Die Reise wurde von Center of Portugal unterstützt.